Grünau in der Hauptrolle
Der Grünauer Filmabend
»Test bestanden«
, hieß es am Abend des 19. März im Stadtteilladen. Der Grünauer Filmabend - als Testlauf gedacht - kam unter den geladenen Gästen so gut an, dass weitere derartige
Veranstaltungen folgen dürften. Die Idee war nicht ganz neu - bereits vor etlichen Jahren gab es eine ähnliche Veranstaltung im KOMM-Haus und eine Wiederholung dessen ist ebendort im September geplant.
Im Stadtteilladen wurden insgesamt acht Ausschnitte aus Dokumentarfilmen der letzten 20 Jahre, in denen der Stadtteil die Hauptrolle spielte, gezeigt. Grünau im Wandel der Zeit - ein Zusammenschnitt, der die Geschehnisse seit der Wende gerafft, eindrucksvoll und unterhaltsam in die Köpfe der Zuschauer zurückbrachte. Viele der damals zu Wort gekommenen Akteure sind noch heute in den Prozess der Stadtteilentwicklung involviert.
Wiedererkennungs- und Aha-Effekte sind an diesem Abend groß: KONTAKT-Chef Rainer Löhnert, Bernd Puckelwaldt, Pfarrer Matthias Möbius, ASW-Leiter Karsten Gerkens, Dr. Evelin Müller ... Die Liste derer, die sich seit etlichen Jahren um Grünau bemühen ist lang - ob nun von Amts wegen oder aus privatem Interesse.
»Die Zeit hat uns zusammengeschweißt. Da sind Freundschaften und Interessengruppen entstanden, die bis heute Bestand haben. Vor allem die Anfänge kurz nach der Wende wie beim
Bürgerbeteiligungsverfahren zum Umbau der Wohnscheibe 17, waren unglaublich spannend. Diese Filmausschnitte haben das noch einmal lebendig gemacht - herrlich«
, so das Fazit von Evelin Müller.
Der Film »Bürgerbeteiligung WS 17, Teil II«
von 1994 dürfte somit ihr Favorit gewesen sein. In Erinnerung gerufen wurden aber nicht nur heitere Momente: So befasste sich ein Film aus dem
Jahre 2005 mit einer äußerst problematischen Zeit im Stadtteil. »Leipzig-Grünau kämpft um sein Image«
dokumentierte eindringlich die damalige Situation, die mehrheitlich von Abrissen ganzer
Wohnscheiben und der damit einhergehenden massiven Verunsicherung der Bewohner geprägt war.
Ein Thema, das heute glücklicherweise kaum noch eine Rolle spielt - gleichwohl aber bei Niemandem in Vergessenheit geraten ist. Einen guten Vergleich zwischen Fiktion und Realität, konnte man beim Film
»Planspiel Grünau«
aus dem Jahre 2000 bekommen. Was damals vielleicht völlig verrückt klang ist heute längst Wirklichkeit, wie der Quartiersbus Grünolino, der im März seinen 3. Geburtstag
feierte.
Visionen wie die vom kreativen Umbau ganzer Straßenzüge mit Abtreppungen, verschiedenen Dachkonstruktionen oder Eigenheimvariationen, konnte man mit ein wenig Wehmut ob der verpassten Chancen verfolgen. Andere, wie der geflutete S-Bahn-Kanal zum Kulki, sind glücklicherweise nie umgesetzt worden.
Vor allem dieser, der erste gezeigte Filmbeitrag des Abends regte im Anschluss an die knapp einstündige Veranstaltung noch zu regen Diskussionen an. Was ist die letzten Jahre über geschehen? Wo steht Grünau heute? Welche Probleme gibt es? Und wie kann man diesen begegnen?
Für die in diesem Jahr bevorstehenden Beteiligungsprozesse im Zuge der Erarbeitung des Integrierten Stadtteilentwicklungskonzeptes war dies ein gelungener Start und macht Lust auf mehr.
Klaudia Naceur